um 15. Mal haben Rotary Club Straubing und Verein Hochschulstadt Straubing den Wissenschaftspreis überreicht. Sie würdigen damit herausragende Leistungen junger Wissenschaftler, die sich Zukunftsthemen widmen. Im universitären Ambiente des Hörsaals im Campusgebäude an der Uferstraße, stilvoll umrahmt von klassischer Musik und mit gebannt lauschendem Publikum aus Rotariern, Vereinsmitgliedern, Dozenten und Studenten, erhielten die Südafrikanerin Estelle van der Walt für ihre Masterarbeit und der Niederbayer Quirin Göttl für seine Dissertation Ehrung und Geldpreis, 1 000 beziehungsweise 2 000 Euro.Rotary-Präsident Gregor Carl hieß das Auditorium willkommen und zollte der Jury des Wissenschaftspreises, Prof. Armin Kurtz, Prof. Cordt Zollfrank, Prof. Karl-Christian Beckmann, Toni Hinterdobler und Dr. Florian Wintermeier von rotarischer wie Hochschulvereinsseite seine Anerkennung. Sie hatten die anspruchsvollen Arbeiten gesichtet und bewertet.Den Wissenschaftspreis nannte der Hausherr, Prof. Dr. Volker Sieber, Rektor des TUM Campus Straubing, „ein Glanzlicht im Campusjahr“ und Bürgermeister Dr. Albert Solleder, in Tracht gewandet, interpretierte in seinem Grußwort die Verbindung von Laptop und Lederhose. Am TUM Campus Straubing schaffe man überzeugend den Spagat zwischen Tradition und
Spitzenforschung.Landwirtschaftliche Reststoffe als Ressource
Die Laudatio für Estelle van der Walts Masterarbeit hielt der betreuende Professor Prof. Dr.-Ing. Michael Zavrel – in englischer Sprache wie auch der folgende Vortrag der Preisträgerin über ihr Thema „Production of hydrolysate from different agricultural residues“. Vereinfacht gesagt, geht es darum: Landwirtschaftliche Reststoffe (Weizenstroh, Wintergerstenstroh, Kartoffelwurzeln, Zuckerrübenblätter) werden behandelt, um daraus eine zuckerhaltige Lösung zu gewinnen, die sich als Substrat für Mikroorganismen eignet. Letztere können zur Herstellung von Treibstoff, Futtermittelzusätzen und chemischen Rohstoffen verwendet werden. Ein Schritt in Richtung einer kreislauf-orientierten Bioökonomie, die unabhängig von fossilen Ressourcen ist und nicht mit menschlicher oder tierischer Ernährung konkurriert. Prof. Zavrel sprach von einer „exzellenten Masterarbeit“, inspirierend, nachhaltig, praxisnah und lösungsorientiert. Zavrel würdigte auch van der Walts Hilfsbereitschaft und ihr bemerkenswertes Improvisationstalent (von Küchenmaschinen bis eBay-Kleinanzeigen), nachdem sie in einem frisch eingerichteten Labor begonnen hatte, in dem zu der Zeit noch manche Ausstattung gefehlt hatte.Estelle von der Walt ist Südafrikanerin, hat dort bereits ein Bachelor-Studium absolviert und zehn Jahre in der Industrie gearbeitet, ist nach Straubing gewechselt, um am TUM Campus ihren Master in chemischer Biotechnologie zu machen, sich nach eigenen Worten „in Straubing verliebt“. Sie arbeitet jetzt hier an ihrer Promotion. Rotary-Präsident Gregor Carl hat sie den Gefallen getan, „weil er ihren schönen Akzent so gern hört“, ein paar Sätze auf Deutsch zu sagen.
Künstliche Intelligenz in der Verfahrenstechnik
Die Laudatio für Dr. Ing. Quirin Göttl, „waschechter Niederbayer“ aus Siegenburg/Landkreis Kelheim, hielt sein betreuender Professor Dr.-Ing. Jakob Burger. Thema der Dissertation: „Automatisierte Fließbildsynthese via Reinforcement Learning und linearisierter thermodynamischer Modelle“. Burger bekannte, der sperrige Titel ernte in der Fachwelt ein Leuchten in den Augen, in einer Cocktailbar eher verstörende Blicke. Was sich hinter der Summa-cum-laude-Dissertation verbirgt: Es geht darum, wie man mit KI (Künstliche Intelligenz) neue chemische Verfahren designen kann. Göttl habe „Lösungen von verblüffender Eleganz“ gefunden, ein neues Forschungsfeld eröffnet, Grenzen verschoben und so viele Fragen aufgeworfen, dass drei weitere Dissertationen sich damit beschäftigen können. Die Dissertation habe international, bis Japan, Aufsehen erregt.Verblüffend sei, dass Göttl weder Informatiker noch chemischer Verfahrenstechniker sei, sondern ursprünglich Bankkaufmann mit Masterstudium in Mathematik. Heute forscht Göttl, der vier Jahre an der Dissertation gearbeitet hat, am Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS Nürnberg. Göttl vermittelte dem Publikum rhetorisch leichtfüßig, was hinter dem „schwerfälligen Titel“ steckt, nämlich wie KI-Assistenzsysteme Verfahrenstechnik-Ingenieuren helfen, per Fließbildsimulation chemische Prozesse zu planen. Die KI hat er gelehrt, wie ein Ingenieur zu denken, sprich Intuition zu entwickeln, sagte Göttl. Durch Training, Wiederholung und Belohnung. Und was der gelernte Banker auch im Auge behielt, finanziell günstig für die anwendende Industrie sollte es obendrein sein. KI könne zur Lösung sehr fachspezifischer Fragen eingesetzt werden. Göttl ist sicher, „das ist ein Feld, auf dem noch viel passiert“.
„Ein großer Lehrer und Mentor“
Den Lehrpreis 2025, Student Teaching Award, für den aus Sicht der Studierenden am Campus aktuell besten Dozenten überreichten die Fachschaftsvertreter Luise Hönisch, Lioba Ostertag und David Kornherr an Prof. Dr.-Ing. Michael Zavrel, der erst seit 2022 am Straubinger TUM Campus im Bereich Bioverfahrenstechnik forscht und lehrt. Der Preis wird jährlich vergeben. Vier Professoren waren nominiert und er sei „ehrlicher Ausdruck der Anerkennung“. Die Studenten ehren damit Dozenten, „die sich durch außergewöhnliches Engagement, unerschütterlichen Einsatz und inspirierende Leidenschaft für akademische Exzellenz auszeichnen“. Der Preisträger sei ein Meister der Struktur und Organisation und mache komplexe Theorien durch Praxisbeispiele verständlich, so Luise Hönisch. Er werde geschätzt für seine Leidenschaft für sein Fach und sein Engagement für den Erfolg der Studierenden. Lehre sei nicht Hauptaufgabe der Professoren, umso anerkennenswerter seien Herzblut und Inspiration, mit denen er Wissen in seinem anspruchsvollen Fach vermittle. Die wissenschaftlichen Mitarbeiter würden von ihm wertgeschätzt und unterstützt, das Potential jedes einzelnen gefördert und dabei strahle er Ruhe, Gelassenheit und Freude aus. Zavrel hat sich gefreut, auch über die nachhaltige Urkunde, die laut Studenten aus „recycelten Klausuren“ hergestellt wurde.Zum Abschluss gab es nach Boccherini, Haydn und Schubert einen Tango von Carlos Gardel vom Streichquartett mit Gerold Huber, Heike Fischer, Akira und Manfred Pferinger. Toni Hinterdobler lud zum Imbiss, sicher, dass es an Gesprächsstoff nicht fehlen werde. -mon-